Synthetische Testverfahren

Syn­thetis­che Testver­fahren sind Web-Anwen­dun­gen, die das gezielte und kon­trol­lierte Testen der Per­for­mance ein­er Web­seite von ver­schiede­nen Stan­dorten außer­halb der eige­nen Entwick­lung­sumge­bung ermöglichen. Abhängig von den ver­wen­de­ten Tools, kann außer dem Stan­dort auch das Endgerät und die Net­zw­erkverbindung durch den Entwick­ler bes­timmt wer­den, ähn­lich wie bei den im vorheri­gen Kapi­tel vorgestell­ten Entwick­ler-Tools von Google Chrome. Vorteile bieten die syn­thetis­chen Testver­fahren, sobald die Per­for­mance ein­er Web­seite von einem anderen Stan­dort getestet wer­den soll. Dieser Stan­dort sollte sich in der Nähe der anvisierten Ziel­gruppe befind­en. Es ist daher empfehlenswert eine Web­seite, die auss­chließlich Nutzer inner­halb Deutsch­lands als Ziel­gruppe hat, von einem Stan­dort in Europa zu testen [WH15].

Pingdom Website Speed Test

Ein­fache syn­thetis­che Tests wer­den durch den Full Page Test von Ping­dom ermöglicht. Nach Angabe ein­er URL kann unter den Set­tings zwis­chen sechs ver­schiede­nen Stan­dorten gewählt wer­den (siehe Abbil­dung 2.12).

Abbil­dung 2.12: Per­for­mance-Bew­er­tung durch den Full Page Test von Ping­dom

Ping­dom liefert anschließend eine Zusam­men­fas­sung der Ergeb­nisse und ein Wasser­fall­dia­gramm. Zur Bew­er­tung durch den Per­for­mance Grade wer­den die Kri­te­rien von YSLOW und Page­Speed Insights genutzt.

GTmetrix

Die Web-Anwen­dung GTmetrix kom­biniert, ähn­lich wie Ping­dom, Bew­er­tun­gen von YSLOW und Page­Speed Insights. GTmetrix erfordert eine Reg­istrierung, damit unter den Bedin­gun­gen ein Test-Stan­dort aus­gewählt wer­den kann (siehe Abbil­dung 2.13).

Abbil­dung 2.13: Auswahl der Bedin­gun­gen Stan­dort, Brows­er und Net­zw­erkverbindung in GTmetrix

Des Weit­eren kann für den Test der Brows­er und die Verbindungs­geschwindigkeit fest­gelegt wer­den. GTmetrix liefert anschließend eine Zusam­men­fas­sung der Ergeb­nisse von Page­Speed Insights und YSLOW, Angaben zu Ladezeit und über­tra­gen­em Daten­vol­u­men (siehe Abbil­dung 2.14) sowie ein Wasser­fall­dia­gramm des zeitlichen Ablaufs.

Abbil­dung 2.14: Bew­er­tung der Per­for­mance ein­er Web­seite durch GTmetrix

Mit GTmetrix ist es möglich mehrere Web­seit­en oder ver­schiedene Stan­dorte direkt zu ver­gle­ichen. Darüber hin­aus­ge­hende Funk­tio­nen, wie beispiel­sweise das Testen mobil­er Endgeräte, die Erstel­lung automa­tisiert­er Reports oder das Mon­i­tor­ing von Web­seit­en, erfordern einen kostenpflichti­gen Account.

WebPagetest

Eine umfassende Kon­trolle und Steuerung von Per­for­mancetests wird mit dem Ein­satz der Open Source Web-Anwen­dung Web­Pagetest erre­icht [Hog15]. Web­Pagetest bietet viele Ein­stel­lungsmöglichkeit­en, unter anderem kön­nen hier unter­schiedliche Stan­dorte, Brows­er und Net­zw­erkverbindun­gen gewählt wer­den (siehe Abbil­dung 2.15). Auch die Emu­la­tion des Abrufs ein­er Web­seite über ein mobiles Endgerät kann zum Testen der Per­for­mance genutzt wer­den. Die Bew­er­tung erfol­gt anhand eines Speed Index, der sich aus der Above the Fold Time (Visu­al­ly Com­plete) berech­net und einem Wert in Mil­lisekun­den entspricht [Good]. Je klein­er der Wert des Speed Index ist, desto bess­er ist das Ergeb­nis. Mit Hil­fe der Metrik lässt sich die Per­for­mance von Web­seit­en ver­gle­ichen, beispiel­sweise vor und nach ein­er Opti­mierungs­maß­nahme.

Abbil­dung 2.15: Ein­stel­lungsmöglichkeit­en der Test­be­din­gun­gen bei Web­Pagetest

Web­Pagetest ermöglicht es mehrere Testläufe automa­tisiert nacheinan­der vorzunehmen, um net­zbe­d­ingte Abwe­ichun­gen bei den Messergeb­nis­sen zu reduzieren. Anschließend wird der Speed Index aller Durch­läufe ver­glichen und der Test mit dem besten Ergeb­nis als Medi­an Run aus­gegeben. In dem Buch „Design­ing for Per­for­mance“ emp­fiehlt Lara Hogan, fünf Testläufe vorzunehmen, um Aus­reißer zu ver­mei­den [Hog15].

In der Zusam­men­fas­sung der Tests wer­den von Web­Pagetest, neben dem Speed Index, weit­ere Metriken, wie in Abbil­dung 2.16 gezeigt, mit den Noten A bis F bew­ertet und far­blich her­vorge­hoben. Diese Kri­te­rien soll­ten in Verbindung mit dem Speed Index beachtet wer­den.

Abbil­dung 2.16: Zusam­men­fas­sung der Testergeb­nisse durch Web­Pagetest

Darüber hin­aus­ge­hende Metriken zur Bew­er­tung ver­schieden­er Ladezeit­en wer­den in der Per­for­mance Results Tabelle ange­führt. Dies sind die Zei­tangaben zu Load Time, First Byte und Start Ren­der. Web­Pagetest unter­schei­det zwis­chen einem First View und einem Repeat View, bei dem die Ressourcen im Brows­er-Cache bere­its vorhan­den sind. Der Nav­i­ga­tion­spunkt Details gibt die Auswer­tung des Lade­vor­gangs als Wasser­fall­dia­gramm wieder. Hand­lungsempfehlun­gen und Hin­weise zu Opti­mierungspo­ten­tialen wer­den unter der Per­for­mance Review bere­it­gestellt. Außer­dem erfol­gt die Gener­ierung ein­er Film­streifen-Ansicht und Dia­gram­men zur visuellen Auf­bere­itung der Ergeb­nisse.

Eine direk­te Gegenüber­stel­lung mehrerer Web­seit­en ist über die Visu­al Com­par­i­son und die Test His­to­ry möglich. Alle Testergeb­nisse wer­den gespe­ichert und kön­nen bis zu 365 Tage in der Test His­to­ry einge­se­hen und auch nachträglich beliebig kom­biniert wer­den. Web­Pagetest wurde als Open Source Soft­ware veröf­fentlicht und kann auf dem eige­nen Web­serv­er, zur Durch­führung automa­tisiert­er Tests, betrieben wer­den.